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Medientipp April 2024

Biskin, Nadire: Ein Spiegel für mein Gegenüber

Dtv, 2022

Verlagstext: Kann aus zwei halben Heimaten eine ganze werden? »Lesen Sie dieses Buch, wenn Sie Gefühle haben. Oder wenn Sie Gefühle haben wollen. Lesen Sie einfach dieses Buch. Ich wünschte, Nadire Biskin würde nie aufhören zu

erzählen.« Mareice Kaiser

Huzur ist bei ihrer Cousine in der Türkei auf Zwangsurlaub - in Berlin hat man sie bis auf Weiteres vom Referendariat suspendiert. Wenigstens verschafft ihr das "Kopftuchgate" viel Zeit zum Nachdenken. Doch zurück in Berlin überschlagen sich noch am Abend ihrer Ankunft die Ereignisse - Huzur liest die verwahrloste zehnjährige Hiba auf, ein syrisches geflüchtetes Mädchen ohne Familie, und plötzlich muss sie sich kümmern - um ein fremdes Kind und um ihr eigenes Leben. Denn wie viel Verantwortung kann und will sie, die Aufsteigerin aus Wedding mit türkischen Wurzeln, übernehmen?

 

Meine Meinung: Die Heldin des Buches ist wie die Autorin Lehrerin, Huzur allerdings erst auf dem Weg dahin im Referendariat. Sie hat türkische Wurzeln und fühlt sich nirgendwo ganz zu Hause, in der Türkei ist sie die Deutsche in Deutschland die Fremde, die Andersaussehende, die Türkin, auch wenn sie als erste in ihrer Familie studiert. Als sie es eher aus Protest wagt, im Unterricht ein Kopftuch zu tragen, wird sie suspendiert und flieht in ihre türkische Heimat, um zu sich zu finden. Das Buch ist sprachlich sehr dicht. Vieles passiert zwischen den Zeilen. Es geht um die eigene Identität, das Bedürfnis in einer weiß geprägten Gesellschaft nicht aufzufallen oder gar anzuecken, ein Spiegel für das Gegenüber zu sein. Durch Hiba wird das Problem vielfach potenziert. Die Geschichte wird vorsichtig erzählt, manchmal amüsant, oft in Andeutungen und mit Leerstellen, so wie sich Huzur auch nicht traut, ihren Gefühlen und Überzeugungen Ausdruck und Kraft zu geben, da sie immer mit Vorurteilen und Verurteilung rechnet.

Ein Buch, das berührt.

Uta Mach, Bibliotheksleiterin

Medientipp März 2024

Maggi Stiefvater: The Raven Boys Reihe

Knaur
Verfügbar in der Onleihe

Was ist noch spannender als sich vorzustellen, dass es eine fiktive Welt mit Wundern gibt? Richtig, sich vorzustellen, dass es in der echten Welt Wunder und Geheimnisse gibt, von denen wir bisher nichts gewusst haben.

Geschichten, in denen in unserer Welt magische und mystische Ereignisse geschehen und es um Menschen mit besonderen Kräften ich gerne. Deswegen empfahl meine Freundin mir die „Raven Boys“- Reihe und sie traf genau ins Schwarze.

Geheimnisse über Geheimnisse und mitten drinnen 5 Freunde, welche versuchen diese zu lösen. Und dass obwohl sie selbst alle Geheimnisse hüten, von denen sie teilweise selbst nichts wissen. Die Geschichte und Charaktere lassen einen vom ersten Moment nicht mehr los. Wer in eine Welt voller mystischer Ereignisse eintauchen will, sollte sich diese Reihe auf keinen Fall entgehen lassen. Wahrsagen, rätselhafte Tätigkeiten und übersinnliche Rituale sind keine Seltenheit in Henrietta, und trotzdem sind sie immer wieder spannend, nicht nur für die Charaktere, sondern auch für die Lesenden.

In der „Raven Boys“-Reihe, der Fantasy-Autorin Maggie Stiefvater wird es übersinnlich: Gansey besucht die renommierte Jungenschule Aglionby Academy, deren SchülerInnen „Die Raven Boys“ genannt werden. Er und seine Freunde beschäftigen sich mit dem Mystischen und Rätselhaften. Sie treffen auf Blue, deren Mutter als Wahrsagerin arbeitet und ihrer Tochter eine schreckliche Prophezeiung ausgesprochen hat: Blue wird ihre große Liebe durch einen Kuss töten. Ist es vielleicht Gansey, dessen Tod sie am Vorabend des Markustages vorausgesehen hat? Blue begibt sich mit den vier Jungen auf eine geheime Quest, obwohl sie damit ihre beiden wichtigsten Regeln bricht:

  1. Halte dich von Jungs fern, die bringen nichts als Ärger.
  2. Halte dich vor allem von Aglionby Jungs fern, das sind alles Ärsche.

Leonie Dräger, Azubi 2. Lehrjahr

Medientipp Februar 2024

Elke Heidenreich: Frau Dr. Moormann & ich 

Verlag Hanser

Sie kann’s noch.

Das neue Buch von Elke Heidenreich hat mich eingekuschelt, mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und mir Mut gemacht. Es ist noch nicht alles verloren. Wir können jeden Tag unser Leben ändern und die Welt besser machen.

Frau Heidenreich hat eine Nachbarin, die nervt. Kennen wir alle. Den Nachbarn kann man schwer entkommen und sie stellt sich dieser Herausforderung. In kleinen Schritten, trotzig, leidenschaftlich, immer ehrlich und mit dem ihr eigenen Witz, knackt sie die Nuss.

Viel Spaß!

Britta Samulowitz

 

 

 

Medientipp Januar 2024

Daniel Glattauer: Die spürst du nicht.  

Verlag Zsolnay

Verlagstext: Der Bestsellerautor Daniel Glattauer lässt in seinem neuen Roman Menschen zu Wort kommen, die keine Stimme haben - ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft.
Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.
Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel? Daniel Glattauer packt große Fragen in seinen neuen Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann und in dem er all sein Können ausspielt: spannende Szenen, starke Dialoge, Sprachwitz. Dabei zeichnet Glattauer ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.

Meine Meinung: Daniel Glattauer hält in diesem Buch der Gesellschaft einen Spiegel vor. In geschliffener Sprache zerlegt er Vorurteile und führt auf ein falsches Gleis. Erschüttert muss man seine eigenen Gedanken überprüfen. Glattauer, bekannt vor allem für „Gut gegen Nordwind“, legt hier ein ganz anderes Thema vor, den Bühnenautor kann man in den Dialogen spüren. Das Unglück wird von vielen Seiten beleuchtet und besonders die Reaktion der Medien und der sog. sozialen Netzwerken sind erhellend. Das Ganze ist spannend, absolut nachvollziehbar und zutiefst ergreifend. Keine leichte, nicht immer angenehme, aber sehr lesenswerte Kost.

Uta Mach