Ausgehend von der literarischen Vorlage, dem berühmten Roman von Lion Feuchtwanger, zeigt Regisseur Konrad Wolf den Künstler Goya als einen Mensch des Widerspruchs, der zwischen Königstreue und Volksverbundenheit, ehelicher Treue und seiner Leidenschaft zur Herzogin Alba wankt. Die Schicksalsbegegnung mit der Sängerin Maria Rosario verändert sein Leben.
Als Hofmaler Karls IV. von Spanien ist Don Francisco de Goya y Lucientes zu Ansehen und Wohlstand gekommen. Seine Gemälde zieren die Galerien der Schlösser. In leidenschaftlicher Liebe fühlt er sich zu der Herzogin Alba hingezogen, und gleichzeitig hasst er die hochnäsige Aristokratin in ihr. Er glaubt an den König und die Kirche, genießt seine Stellung bei Hofe. Doch er ist durch und durch Spanier und liebt das Volk. Dieser Widerspruch bringt ihn auf den "argen Weg der Erkenntnis". Sein Mitarbeiter und Freund Esteve führt ihn zu den wahren Patrioten des Landes. In einer Madrider Taverne begegnet er der Sängerin Maria Rosario, später muss er miterleben, wie sie von der Inquisition verurteilt wird. Von dem Lied, das Maria als Beweis ihrer Schuld vortragen muss, ist er tief erschüttert. Je weiter er in das Leben des Volkes eindringt, daraus Motive für seine Kunst schöpft, desto größer wird seine innere Qual angesichts der Zustände im Land. Seine Kunst wird zum adäquaten Ausdruck der revolutionären Bewegung des Volkes. So gerät er selbst in die Fänge der Inquisition. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)
Lion Feuchtwanger (1884-1958) war Romancier und Weltbürger. Seine Romane erreichten Millionenauflagen und erschienen in mehr als 20 Sprachen. Als Feuchtwanger starb, galt er als einer der bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache. Die Lebensstationen von München über Berlin, seine ausgedehnten Reisen bis nach Afrika, das Exil im französischen Sanary-sur-Mer und im kalifornischen Pacific Palisades haben den Schriftsteller, dessen unermüdliche Schaffenskraft selbst von seinem Nachbarn in Kalifornien, Thomas Mann, bestaunt wurde, zu einem ungewöhnlich breiten Wissen und kulturhistorischen Verständnis geführt.
Der historische Roman "Goya oder der arge Weg der Erkenntnis", ein Spätwerk Feuchtwangers, erschien 1951. Er entstand in den USA, wohin sich Feuchtwanger nach der Machtergreifung durch Hitler ins Exil geflüchtet hatte. In einem Brief an Arnold Zweig von Anfang 1943 veranschlagte Feuchtwanger die Dauer der Arbeit am Roman auf eineinhalb Jahre. Daraus sollten sieben Jahre werden, und damit mehr, als Feuchtwanger je für einen Roman aufgewendet hatte.
Konrad Wolfs aufwändige, zweiteilige Verfilmung wurde auf 70-mm-Format gedreht, benötigte mehr als ein Jahr Vorbereitungszeit, 3000 Kostüme, Waggonladungen von Requisiten, elf Monate Dreharbeiten von September 1969 bis August 1970. Gedreht wurde in Jugoslawien (Dubrovnik u.a.), Bulgarien, auf der Krim (Jalta) sowie im Kaukasus, beteiligt waren Schauspieler*innen aus acht Ländern (die meisten spielten in ihrer Muttersprache).
"Wolf ging es zum einen um die historische Situation, um die Zeitenwende zwischen der spanischen Feudalherrschaft unter dem Kreuz eines orthodox-fundamentalistischen Katholizismus und der zumindest unmittelbar nach der Revolution freiheitlich-bürgerlichen Gesellschaft in Frankreich. Und zum anderen um den Menschen Goya, der die Frauen und das Leben liebte und dennoch bei der Arbeit im Atelier keine Kompromisse kannte, am wenigsten mit sich selbst. Wolfs Kameraleute haben aber auch skurrile, 'menschelnde' Szenen wie einen Ringkampf zwischen dem König und 'seinem' Maler im Park der Madrider Residenz eingefangen, zeigen eine zwar eitle, aber durchaus selbstkritische und entwaffnend offene Königin in der ganzen äußerlichen Hässlichkeit ihrer Person und machen die Stellprobe Goyas zum Gruppenporträt zu einer lächerlichen Farce, mit der sich der Maler offenbar für besagten Ringkampf an den Majestäten rächt." (Pitt Herrmann, auf: filmportal.de)