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Hélène (Vicky Krieps) ist krank - sehr krank. Nach und nach vernarbt das Lungengewebe der 33-Jährigen - bis sie irgendwann in näherer Zukunft nicht mehr wird atmen können. Das bisherige Leben der Unbeschwertheit, mit der Clique in Bordeaux, die aus Mitleid, Aufmunterung und Befangenheit weder ein noch aus weiß, und mit ihrem liebevollen Partner Mathieu (Gaspard Ulliel) fühlt sich an wie unter einer Glasglocke. "Die Lebenden verstehen die Sterbenden nicht." Das sagt der Norweger Bent (Bjørn Floberg) einmal zu Hélène. Auf den deutlich älteren Blogger, der leise sarkastisch über sein Leben mit einem tödlichen Tumor schreibt, ist die todkranke Französin im Internet gestoßen. Statt sich einer strapaziösen Lungentransplantation zu unterziehen, reist Hélène mit dem Zug nach Norwegen - wohlgemerkt ohne Mathieu - und zieht in Bents weißes Haus am dunkelblauen Fjord. Ihr früheres Leben lässt die junge Frau hinter sich... und schöpft in der Fremde neue Kraft. "Mehr denn je" ist ein intensiver, berührender Film über Liebe und das Leben, über Abschied und Loslassen. Regisseurin Emily Atef ("3 Tage in Quiberon") zeigt eindringlich, wie ein Paar sich neu erfinden und die größte aller Prüfungen übersteht. Neben Vicky Krieps ("Bergman Island") ist Gaspard Ulliel ("Saint Laurent") in seiner letzten Rolle vor seinem tödlichen Ski-Unfall 2022 zu sehen. "Vicky Krieps spielt Hélène schwebend, suchend, mit der für sie typischen Mischung aus Durchlässigkeit und Entschlossenheit. Erst kürzlich war die Schauspielerin in Marie Kreutzers Film 'Corsage' in der Rolle der österreichischen Kaiserin Sisi zu sehen, als Monarchin, die sich der Repräsentation verweigert. Auch 'Mehr denn je' handelt von einer Verweigerung. Hélène will nicht den von ihr erwarteten Rollen entsprechen. [...] Hélène will: da sein. Sie will in der Gegenwart leben, die ihr die verbleibende Zeit lässt." (Katja Nicodemus, in: Die Zeit)