Zoro ist 13 Jahre alt und zeigt sich gern von seiner schlechtesten Seite. Dafür kehrt der muslimische Junge aus Afghanistan seine rüpelhafte Machoseite heraus, ist verletzend, respektlos, frauenfeindlich und lässt die einschlägigen, besonders unter Jugendlichen verbreiteten Sprachfloskeln nur so sprudeln. Seine Beleidigungen schmückt er mit stereotypen Reizworten wie ¿Opfer¿, ¿Bitch¿ oder ¿Walah¿ und schreckt bei ihrer Anwendung weder vor Gleichaltrigen noch vor Frauen und Ordnungshütern zurück. Dass er mit 13 noch nicht strafmündig ist, nutzt Zoro ebenso aus wie er die mitleidheischende Karte seines vermeintlichen Fluchttraumas ausspielt...
Bis sich ihm, eher unfreiwillig, eine Widersacherin entgegenstellt: Frau Lehmann, die humorlos streng einen christlichen Knabenchor leitet. ¿Als Boss?¿, ätzt Zoro. ¿Kann nicht sein, du bist eine Frau, auch wenn du nicht wie eine aussiehst¿¿
Womit er nicht nur Frau Lehmanns Vorurteile gegenüber Geflüchteten und Muslimen bestätigt: Wie sie, so denkt auch manch anderer in der beschaulichen, schwäbischen Kleinstadt Liebigheim, dass sie eine ¿Horde Buschleute¿ seien, stehlen, betrügen und damit ständig ihr Recht auf Asyl missbrauchen. Dass sich Zoros Rücksichtslosigkeit indes auch gegen ihn selbst richtet und er nicht von ungefähr sein Vertrauen in alles und jeden verloren hat, das erkennt niemand.
"Der zwischen Komödie und Drama angesiedelte Film lebt vom Spiel der beiden Hauptdarsteller, die sich gepfefferte dialogische Gefechte liefern und die erstaunliche Wandlungen ihrer Figuren glaubhaft machen." (Lexikon des internationalen Films)
"Zoros Solo" ist eine pointierte Komödie mit melodramatischen Akzenten und einem Hintersinn, der sich als mutig-frecher Kommentar zu den Klischees der ¿Flüchtlingskrise¿ lesen lässt. Der drastische Dialogwitz mag verstören, hat aber auch etwas Befreiendes: Amüsant und unverkrampft spießt der Film den Umgang mit politischer Korrektheit auf, wehrt sich gegen die weit verbreitete Skepsis gegenüber muslimischen Geflüchteten, aber auch gegen die zwanghafte Angst, dass die Migration alles an eigenen Werten überfluten und hinwegspülen könnte. Humorvoll und punktgenau verdichtet der Film Alltagssituationen, etwa wenn ¿standfeste¿ Bürgerinnen gegenüber dem Flüchtlingsheim mit einschlägigen Plakaten demonstrieren: ¿Mosche ade¿, ¿Liebigheim ist unser Heim¿, ¿Grüß Gott und Halleluja¿¿
Zugleich blickt der Film vom ersten Moment an aufmerksam hinter Zoros rüde Fassade, offenbart dessen Sorgen und Überforderungen. Gleich zu Beginn sieht man eine Landkarte, auf der Zoros langer Fluchtweg eingezeichnet ist: Die rote Linie führt von Afghanistan über die Türkei, Griechenland und den Balkan bis in die schwäbische Kleinstadt, in die es Zoro mit Mutter und Schwestern verschlagen hat, während sein Vater in einem ungarischen Auffanglager zurückblieb. In angstvollen Telefonaten hält Zoro Kontakt zu ihm, will ihn nach Deutschland holen. Doch dafür muss er sich mit Frau Lehmann verbünden!
So turbulent und unterhaltsam sich die Ereignisse entwickeln, so ernst sind die Themen, die mit einfließen: Verlust von Heimat, Flucht, Fremdenfeindlichkeit, aber auch Freundschaft, Solidarität und gegenseitiger Respekt.