Nadja arbeitet seit vielen Jahren als Haushälterin für ein griechisches Ehepaar der Oberschicht und dessen Tochter. Sie darf sich als Teil der Familie fühlen. Als bei ihr eine schwere Krankheit diagnostiziert wird und der Mann des Hauses aufgrund der Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten gerät, tun sich Gräben auf, und plötzlich steht Nadjas Job auf der Kippe.
Die Angestellte versucht, ihre prekäre Situation in diesen Zeiten der gesellschaftlichen Gleichgültigkeit zu verbergen, aber die Klassenunterschiede sind offensichtlich: Besser oder schlechter, zu Hause oder im Ausland, mit oder ohne Krankenversicherung, das sind die aktuellen Gegensatzpaare. Doch Nadja will die emotionale Bindung zu "ihrer" Familie, mit der sie so viel Zeit verbracht hat, nicht verlieren...
Karg gibt sich die griechische Landschaft, die einst Schauplatz so vieler Sagen und Legenden war. Karg gibt sich auch die Kameraarbeit, mit der sich der Film dem Bungalow von Nadjas Arbeitgeber-Familie nähert. Wie eine uneinnehmbare Festung steht das Haus aus Beton und Glas hoch auf einer Klippe von Marathon, im Herzen Griechenlands. Das Licht bleibt jeden Tag grell, bleicht alles aus. Auch die wenigen Unterhaltungen zwischen der Familie mit Nadja wirken wie verwaschen und immer gleich.
In starren, streng komponierten Einstellungen werden die kalten Räume inszeniert, die so zurückhaltend sind, wie die immer einfarbigen Kostüme der Figuren. Die Veränderung der Verhältnisse kommt schleichend, fast nicht wahrnehmbar, und sind durch die Geldnöte und die drohende Entlassung dennoch ständig spürbar. Herausgekommen ist ein entschleunigt erzähltes Drama mit komplex angelegten Bildern, das ganz leise durch seine eindringliche Hauptdarstellerin zu überzeugen weiß.
"Man könnte Karanikolas unterkühlten Stil leicht für mitleidlos halten. Er verschafft Maria Kallimani in der Rolle der Nadja aber im Gegenteil eine imponierende darstellerische Freiheit, die die vielen Nuancen ihrer Verletzung ¿ von Trauer über Fassungslosigkeit bis Stolz ¿ zum Vorschein bringen. Nadja will kein Geld, sie möchte Anerkennung: als Mensch, als Freundin.
Markos wiederum wirft ihr Naivität vor: Sie habe sich von der Freundlichkeit der Familie täuschen lassen. Doch ihr sanftes Insistieren auf die Erfüllung eines unausgesprochenen Kontrakts ist die ehrlichste Reaktion auf die Bedrohung durch eine ökonomische Krise. [¿] Karanikolas architektonische Formsprache fungiert als soziales Gefängnis, aus dem sich die Frau unbeirrt zu befreien versucht." (Andreas Busche, in: epd Film)
Jahr:
2024
Verlag:
Potsdam, filmwerte GmbH
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Beschreibung:
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Schlagwörter:
Film
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Beteiligte Personen:
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Asimaki, Zoi (Schauspieler*in); Triantafyllidou, Marisha (Schauspieler*in); Kaletsanos, Ieronymos (Schauspieler*in); Logothetis, Alexandros (Schauspieler*in); Georgakis, Nikos (Schauspieler*in); Kallimani, Maria (Schauspieler*in); Tsortekis, Yannis (Schauspieler*in); Weber, Monika (Cutter*in); Hoefler-Steffen, Lorna (Cutter*in); Meichsner, Manuel (Tongestalter*in); Louis, Johannes (Kameramann(Cinematograph)); Karanikolas, Athanasios (Filmregisseur); Scharpen, Lasse (Filmproduzent)
Mediengruppe:
Filmfriend