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Langes Echo

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Verfasser*in: Suche nach diesem Verfasser Glasunowa, Veronika (Drehbuchautor*in); Lakomy, Lukasz (Drehbuchautor*in)
Jahr: 2025
Verlag: Potsdam, filmwerte GmbH
Mediengruppe: Filmfriend
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Inhalt

Dobropolje (russisch) oder Dobropillja (ukrainisch) heißt "gute Erde" oder "gutes Feld". So lautet der Name eines Ortes in der Ostukraine, die im Jahr 2015 noch 30.000-Einwohner hatte. Die Kleinstadt verdankt ihre Existenz der Kohle. Über viele Generationen lebten die Menschen hier von den Zechen - wie an vielen anderen Orten im Donbas auch. Weswegen Dobropillja lange im Schatten der Geschichte existierte. Das änderte sich 2014, als die Stadt erstmals nach der Vertreibung der deutschen Wehrmacht durch die sowjetische Rote Armee wieder zu einem Kriegsgebiet wurde. Nach der Annexion der Krym verletzte die russische Föderation im Zusammenspiel mit Separatisten vor Ort auch hier die territoriale Integrität der Ukraine. Dobropillja geriet zeitweise unter die Kontrolle der Angreifer, wurde zurückerobert, blieb aber im Einzugsbereich der Front. Lange Zeit verlief die Front dann 100 Kilometer östlich von der Stadt. Im Jahr 2025 hat sich das geändert. 20 Kilometer nördlich von Pokrowsk gelegen, hat Dobropillja große strategische Bedeutung bekommen. Die russischen Angreifer versuchen erbittert, den ukrainischen Verteidigern die Kontrolle über die Stadt zu entreißen. Der Dokumentarfilm LANGES ECHO wurde 2015 in Dobropillja gedreht. Eine Zeit, in der ein fragiler Frieden eingekehrt war. Aufgrund der nahen Front lebten die Bewohner dennoch prekär, doch schien sich das Leben der Menschen bei oberflächlicher Betrachtung in einigermaßen gewohnten Bahnen abzuspielen. Allerdings schnitt der Krieg bereits Wege ab und bedrohte die Existenz der Bewohner. Nikolai Nikolajewitsch ist Betreiber und Direktor einer Art Mini-Zoo, einer Attraktion für die Kinder von Dobropillja. Um neue Tiere zu kaufen, fuhr er früher unkompliziert in die Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes, zu dem Dobropillja gehört: nach Donezk. Doch seit 2014 ist das die Hauptstadt der selbsternannten Volksrepublik gleichen Namens. Wer auf der ukrainischen Seite lebte, brauchte ab 2014 einen Passierschein. Aber wer bitte stellt den aus? Die Mitarbeiterin des örtlichen Museums leitete auch nach Kriegsausbruch noch einen Club einsamer Herzen. Die Vermittlung wurde freilich sehr viel schwerer: viele Männer waren schon jetzt an der Front. Unter den wenigen verbliebenen Männern: ein 72jähriger Großvater, der samt Enkelin in Dobropillja Schutz vor dem wiederkehrenden Beschuss seines Donezker Wohngebietes suchte. Auch ein paar junge Zechenarbeiter lebten 2015 noch in ihrer Heimatstadt. Gemeinsam bildeten sie eine Heavy Metal Band. Diskussionen über Politik endeten oft mit Handgreiflichkeiten. Wohin Dobropillja gehören sollte, darüber waren sie nicht einig. 2015 drang der Donner der nahen Front immer wieder in das Leben der Menschen. Männer, aber auch Frauen und Kinder werden zu Kriegsopfern. Die Sehnsucht nach Frieden erfüllte sich nicht. LANGES ECHO dokumentiert den Alltag an der Peripherie eines Krieges, der bis zum umfassenden Angriff Russlands auf die Ukraine in Westeuroa fast vergessen war. Nachtrag zur Situation von Dobropillja im Jahr 2025: Seit Dobropillja als Teil des Umlandes von Pokrowsk wieder Teil der heißen Kampfzone geworden ist, harren nur noch etwa 1500 überwiegend alte Menschen hier aus. Sie überleben dank minimaler Versorgung durch einige Lebensmittelgeschäfte. Strom, Wasser und medizinische Betreuung gibt es nur sporadisch. Dass es so schlimm kommen würde, ahnten Protagonisten und Filmemacher nicht, als der Film gedreht wurde. Im Jahr 2017 feierte LANGES ECHO Internationale Premiere beim Schweizer Filmfestival ¿Visions du Réel¿ in Nyon. Im gleichen Jahr wurde er u.a. beim renommierten Artdokfest gezeigt, kuratiert vom russisch-ukrainischen Regisseur Vitaly Mansky. Giona A. Nazzaro vom Festival "Visions du Réel" sagte über LANGES ECHO: "Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomy zeigen die Menschen und die Umgebung ihres Films in präzise gewählten Einstellungen. Der Film verzichtet auf ideologische oder politische Aussagen. Die genaue filmische Beobachtung offenbart die Würde und Resilienz von Menschen, die mit dem Alptraum eines nie endenden Konflikts konfrontiert sind.¿ Kommentar der Regisseurin Veronika Glasunowa, Stand 2017: Mir und meinem Co-Autor Lukasz Lakomy war es wichtig, die Hintergründe und den Nährboden für diesen Krieg aufzuspüren. Vor allem interessierte uns das sowjetische Erbe, der Nachhall, das lange Echo des sowjetischen Denkens, das die Menschen scheinbar nicht so leicht aus seinen Fängen entlässt. Wie Frank, der Taxifahrer aus Tansania, ein wichtiger Beobachter des Geschehens von außen, im Film formulierte: ¿Die Menschen sind es gewohnt, dass andere für sie denken. Lass Moskau für uns denken!¿ So in etwa lässt sich der Infantilismus des Sowjetmenschen beschreiben. Während der langen Zeit unter der sowjetischen Herrschaft ihres Wirkungsraums beraubt und bevormundet, haben viele Menschen auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht gelernt, ihr Schicksal und die Neugestaltung einer bürgerlichen Gesellschaft in die eigene Hand zu nehmen. Als Folge dessen flüchteten die Menschen in imaginäre Welten, in eine innere Emigration. Viele suchten verzweifelt nach etwas oder jemanden, der den allmächtigen Staat ersetzen könnte, zum Beispiel neue Religionen oder Heilmittel aller Art. Wie ergeht es der Jugend, die auf diesem Scherbenhaufen aufwächst? Der Generationenkonflikt ist ein wichtiger Bestandteil des aktuellen Diskurses in der Ukraine. Bei unseren Protagonisten*innen hat uns sofort ihre Verbundenheit und Liebe für ihren Heimatort Dobropillja fasziniert, aber auch irritiert. Als entwurzelte Migrantenkinder können wir diese Verbundenheit schwer nachvollziehen. Auch haben wir uns gefragt, wie überlebt man in einer Atmosphäre völliger Ohnmacht und wie wichtig werden dann Vorstellungskraft und Glaube? Ist es eine Art Überlebensstrategie von Menschen in Krisengebieten, ungewöhnlichen Tätigkeiten nachzugehen? Zur filmischen Umsetzung: Kurz vor unseren Dreharbeiten wurde die Stadt zeitweise von Separatisten eingenommen und wieder zurückerkämpft. Wir sind daher in einem kleinen Team unterwegs gewesen. Es gab daher viele Aspekte der Sicherheit für die Produktion zu bedenken. [...] In der Kameraarbeit war es uns wichtig, authentisch zu dokumentieren und den Protagonist*innen ihren Raum im Bild zu lassen. Das führte zu tableauartigen Bildern, die ohne eine Inszenierung zu sein, eine Anmutung davon haben und in gewisser Weise auch die Entrücktheit der Menschen ausdrücken. Wir haben uns von der Umgebung und Atmosphäre in Dobropillja inspirieren lassen. Über dem Ort liegt ein Schleier von Staub, wie es einige Bergarbeiterstädte haben, dies spiegelt sich in den Bildern und der Farbgebung des Filmes wieder, unabhängig von den Jahreszeiten ist es eine gleichbleibende visuelle Komponente. Es ist ein Gefühl, das wir in den Bildern aufgesaugt haben, ohne es künstlich in der Farb- und Bildbearbeitung herzustellen.

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Details

Jahr: 2025
Verlag: Potsdam, filmwerte GmbH
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Beschreibung: 1 Online-Ressource (87 min), Bild: 16:9 HD
Schlagwörter: Film
Sprache: Russisch
Mediengruppe: Filmfriend